Reisebericht Uruguay


vom Norden in den Süden und weiter gegen Osten

Nach den erholsamen Tagen in den Termen hat das Wetter wieder umgeschlagen. Es regnete wieder und unsere Fahrt führte uns weiter nach Salto. Wir konnten das Stauwehr von Salto zusammen mit einer Schulklasse besichtigen. Für uns perfekt, da wir das Schulspanisch recht gut verstanden haben. Auch das Kraftwerk war sehr interessant mit den 14 Turbinen, je die Hälfte für Uruguay und für Argentinien. Weiter in Salto hat es noch ein Theater, das seit 1882 in Betrieb ist uns sehr viel davon noch original vorhanden ist. Die Suche nach einem Stellplatz gestaltete sich dann schon wieder schwieriger, denn in Salto gab es keinen, der in Dayman stand grösstenteils unter Wasser und den nächsten Termas Nicanor etwas weiter entfernt. Wir beschliessen diesen zu suchen. Die Naturstrasse was wirklich nur eine Dreckstrasse aber der schlimmste Teil kam erst nach der Anmeldung beim Camping. Die Erklärung: der Platz liegt dort hinten am See, ca 1 km weg. Wir schauen uns an, haben wir jetzt richtig verstanden? Diesen nassen Wiesenweg müssen wir fahren! Auf halber Strecke ist es nur noch rutschig und matschig, wir kommen aber durch und finden einen sehr schön gelegenen Platz etwas erhöht mit toller Aussicht. Der Platz nass und nässer, ein Pool schön und warm, der andere kalt und hässlich. Es regnet fast die ganze Nacht weiter und wir beschliessen am Folgetag wieder wegzufahren. Leichter gesagt als getan, denn unser Röno ist im nassen Untergrund schon etwas eingesunken und lässt sich nur mit Mühe aus dem Schlamm lösen. Fazit: der Bus ist bis über die Frontscheibe mit Dreck verspritzt und schlängelt sich den Weg zurück bis zur Strasse. Dort ist es dann deutlich besser als am Vorabend. Die nächste Aktion ist geplant: wir kaufen in Paysandu einen längeren Wasserschlauch und auf dem Stellplatz am Rio Uruguay wird zuerst der ganze Dreck weggewaschen. Welch ein Anblick, ein geputztes Auto steht wieder da.

Interessant wurde es dann wieder in Mercedes. Der Campingplatz liegt auf einer Insel im Rio Negro und ist total überschwemmt. Wir finden einen grossen Park und suchen uns ein schönes Plätzchen wenig erhöht und nicht weit von der Strasse. Das Wetter ist gut und wir schlafen dort herrlich. Der erste Blick aus dem Fenster am Morgen lässt uns staunen. Der Fluss ist in der Nacht so angestiegen, dass wir selbst jetzt auf einer Insel stehen und die Strassen um uns herum abgesperrt wurden, wegen dem vielen Wasser.
Nicht alle angepeilten Dörfer waren sehenswert. Z.B. könnte man Nueva Berlin, sowie Nueva Helvetica getrost vergessen, denn es erinnert ausser den Denkmälern sehr wenig an die Pionierzeit der Auswanderer.  Anders die Strandpromenade von Carmelo, sowie das Städtli Colonia de Sacramento. Hier wurde die alte Festungsanlage restauriert und touristisch genutzt mit Souvernierläden und vielen Restaurants. Das fehlt uns in einigen anderen Städten und Dörfern. Es gibt selten ein schönes Café oder eine Bar zum Verweilen, es sind ja alle mit der Thermosflasche mit heissem Wasser und dem Matetee unterwegs, die brauchen das ja gar nicht.

Immer wieder stehen wir über Nacht irgendwo in einem Park oder auf einem Parkplatz z.B. bei einer grossen Tankstelle oder am Strand. Ab und zu suchen wir einen Campingplatz mit dem Ziel einer warmen Dusche und ev. Wäsche waschen. Ich übe mich wieder in Handwäsche, da die Lavanderias meist auch geschlossen sind. Wir sind halt wirklich ganz ausserhalb der Reisezeit unterwegs und meist auch alleine auf den Plätzen. Unterwegs fahren wir durch Punta del Este(bei strömendem Regen) und besuchen wir das Fort Fortaleza mit dem Nationalpark Santa Teresa.

Nach dem Studium der Wetterlage beschliessen wir schneller Richtung Brasilien zu fahren. Das kuriose Städtli Chuy bildet mit der Einkaufsstrasse die Grenze zwischen Uruguay und Brasilien. Die eine Seite der Strasse und die Shops sind uruguayanisch, die andere Seite ist brasilianisch und wir befanden uns im Niemandsland. Die Grenzformalitäten verliefen so problemlos, dass wir noch am selben Tag weiterfahren, den Abzweiger zum Camping verpassen und dann eine Strecke von gut 100km weit fahren bis zum Stellplatz. Diese Fahrt beim Eindunkeln und den endlos langen geraden Strassen, auf denen die Distanz und Geschwindigkeit der entgegenkommenden Fahrzeuge nicht einschätzbar ist, war eine Tortur und nicht zur Wiederholung gedacht. Der Lastwagenparkplatz gut für eine ruhige Nacht und gute Erholung. 

So hat sich der Kreis rund um Uruguay geschlossen und Brasilien ist in Sicht.

Der Norden

In den letzten Tagen sind wir viele Kilometer gefahren, einerseits weil es auf der Strecke von Minas bis Artigas nicht sehr viel zu sehen gibt, andererseits sind durch den starken Regen über drei Tage die Gewässer so stark angestiegen, dass die schönen Plätze völlig überflutet waren. Wenn dann mal ein Platz noch einigermassen trocken war dann war der Rest des Platzes so verwahrlost, dass wir sicher am nächsten Tag weiterreisten. Wir schafften unzählige Kilometer Strassenbaustellen mit noch schlechterem Untergrund als die eigentlichen Natur- resp. Geröllstrassen mit vielen z. T. auch tiefen Schlaglöchern. Die Konzentration beim Fahren richtet sich vor allem auf die zu umfahrenden Löcher, weniger den Verkehr, denn es hat fast keinen. So konnten wir getrost auch die ganze Strassenbreite benützen mit den Ausweichmanövern. Möglichkeiten zum Anhalten ausserhalb von Dörfern ist nur am Strassenrand möglich, es hat keine Ausweichstellen unterwegs oder gar Rastplätze.
Spektakulär war die Flussdurchfahrt bei welcher die Brücke mit knietiefem Wasser überflutet war. Ich ging zu Fuss um die Tiefe zu prüfen, so dass Köbi abschätzen konnte, ob eine Durchfahrt überhaupt möglich ist. Ja wir haben es geschafft, 40-50cm Wassertiefe sind machbar für den Röno.  Ansonsten hätten wir wenden müssen und 60km Naturstrasse zurück oder den tieferen Wasserstand abwarten, wie dies ein SUV Fahrer auf der anderen Seite machte.

Dank der Schönwetterperiode von dieser Woche sind wir schon im Nordosten Uruguays bei den Thermen gelandet und verbringen die schönsten Tage hier an der Sonne und in den 30-38° warmen Pools. Die ganze Anlage Arapey ist wie ein botanischer Garten mit vielen exotischen Vögeln und einfachen offenen Becken.

Erste Eindrücke von Uruguay
Das Land präsentiert sich uns auf viele verschiedene Arten. Einerseits in der Stadt: fast wie überall auf der Welt die Klassenunterschiede von reich zu arm, von Villen mit Meerblick bis zur Wellblechhütte, von sauberen Quartieren bis zu verstreutem Abfall der Strasse entlang, vom Anzugträger bis zum Lumpensammler. Dann auf dem Land: flache Abschnitte übergehend in recht hügeliges Gelände, riesige Grundstücke mit Rinderherden, Schafen und Pferden auf einer Koppel gemeinsam, Brachflächen so gross, davon können Schweizer nur träumen, Haciendas mit enormem Umschwung und Feldern soweit das Auge reicht und Herrschaftshäuser eingezäunt und mit grünem Rasen. Aber auch nur ein paar Container oder etwas Wellblech genügt für ein Häuschen. Wenn ein Grundstück zum Verkauf angeboten wird geht es hier nicht um Quadratmeter sondern um Hektaren. Ein Schweizerpaar hat vor kurzem 21 ha Land gekauft! Der Strassenzustand von perfekt neu gemacht bis zum Bachbett ist alles möglich, Autofahren jedoch ist hier einfach und die Strecken sind entspannt zu bewältigen. Die Strassen in den Dörfern und Städten sind meist rechtwinklig angelegt und Einbahnverkehr. So findet man sich relativ gut zurecht.

 

Die Sehenswürdigkeiten waren bis jetzt noch nicht so überragend, ausser die Aussichtspunkte von denen aus man wirklich weit sehen kann und die Strände, soweit wir dies jetzt im Herbst beurteilen können, sind kilometerlang und sowieso menschenleer. Dann die Menschen hier: die ältere Generation eher klein gewachsene Personen und was vor allem Köbi aufgefallen ist, die Frauen tragen sehr hohe Plateau-Schuhe. Wir haben nur gute Erfahrungen gemacht bis jetzt, überall, sei es im Kaffee, auf dem Parkplatz, an der Tankstelle bei der Information, im Natelshop, wo auch immer wir hinkommen werden wir sehr zuvorkommend bedient und nach unserem Heimatort gefragt, der langen Anreise, wo wir hinwollen und dann wird auf uns eingeredet, da kommen wir mit unseren Sprachkenntnissen manchmal einfach nicht mehr mit. Ist aber egal weil jeder wieder seines Weges geht. Da müssen wir uns schon noch etwas Wortschatz aneignen.


Start am 07.05.2017 in Montevideo, Camping Paraiso Suizo