Kanada ab August - 1. Oktober 2022

Dies ist das Ende der Reise durch den amerikanischen Kontinent! Wir sind am Ziel!

 


Montreal – Nova Scotia

Die letzten 3 Wochen unserer Reise standen bevor. Zuerst fuhren wir über die Grenze in die USA nach Plattsburgh. Wir checken in einem Motel in und räumen beim Röno noch die letzten Sachen aus. Uns bleiben 3 Koffer und eine Tasche sowie ein Rucksack, alles andere wurde aussortiert oder im Röno belassen. Ja es ist wirklich war, wir haben den Röno verkauft und die Übergabe an Nadja und Vini steht bevor. Wir lernen uns persönlich kennen und können die wichtigsten Handhabungen erklären. Es regnete in Strömen, als wir einen Notar suchten und nach 3 Versuchen auch fanden, um unsere Unterschriften zu beglaubigen.
Ein komisches Gefühl war es schon, vor dem Hotel adieu zu sagen und zuzuschauen, wie Röno ohne uns wegfährt und sich auf die Reise zurück nach Südamerika macht. Wir wünschen den neuen Besitzern viel Glück und eine sichere und unfallfreie Reise.

Am nächsten Vormittag holt uns Renato ab und fährt uns nach Montreal ins Hotel. Herzlichsten Dank Renato für diese Dienstleistung, wir waren sehr froh darüber.
Wir haben 2 ½ Tage Zeit um die Stadt Montreal zu erkunden. Wir sind nicht mehr so gewohnt uns in einer Stadt zu bewegen, viele Autos, enge Gassen und noch mehr Baustellen und Umleitungen. Froh sind wir, dass wir zu Fuss unterwegs sein können.  Wir genossen die schöne Altstadt, den Hafen sowie die feinen Restaurants mit Livemusik und die Sehenswürdigkeiten. Wir besuchten die von Marianne empfohlenen Orte und erlebten dadurch viele schöne versteckte Attraktionen. Sehr beeindruckt waren wir vom Lichtspektakel „Aura“ in der Basilika, ein Erlebnis, dass tief unter die Haut ging.

Sehr spannend war das Treffen mit Lysiane, der ehemaligen Kanti Gebäudeverantwortlichen vom Hochbauamt Zürich. Sie lebt seit 6 Jahren wieder in Kanada und erzählte uns viel über ihr jetziges Leben und Arbeiten. Die Zeit verging viel zu schnell und schon mussten wir uns wieder verabschieden.
Schönstes Wetter hatten wir dann auf dem Flug von Montreal nach Halifax und schon kurz danach sitzen wir im Mietauto und fahren Richtung Cape Breton. Für die 2 Wochen, die uns bleiben für die Provinz Nova Scotia, sind wir richtige Touristen. Wir logieren in Motels oder B&B, essen in feinen Restaurants und erkunden die Sehenswürdigkeiten und befahren die schönsten Küstenabschnitte im kleinen Auto. Während eines Regengusses besuchen wir das Abraham Bell Museum und wurden überrascht, was er alles erfunden und ausgetüftelt hat. Auf einer Whiskytour lernen wir fast alles über die Herstellung und den Geschmack des Single Malts kennen. Auf der Ceilidh Route erleben wir die traditionelle Musik und geniessen den frischen Fisch. Viel Zeit vergeht bei der Erkundung des Fortress of Louisbourg, einem wieder aufgebauten authentischen Forts. Nach 3 Tagen im Osten der Insel fahren wir in den Westen nach Annapolis, Digby und der Bay of Fundy. Erstaunt stehen wir an der Küste und sehen die Bay bei Ebbe und die Differenz von bis zu 7m bei Flut. Der Weg führt uns durch Wälder, an herrlichen Häusern vorbei, dem Wasser entlang und Hügel rauf und runter. Manchmal kommt es mir vor wie auf einer Berg und Tal Bahn! Die Erkundung der Long Island war trotz des aufkommenden Regens spannend, sahen wir doch in einiger Distanz drei Wale, die sich tummelten. Später eine ganze Schar von Seehunden, die uns vom Wasser aus beobachteten. Leider bekamen wir nur einen Weisskopfseeadler zu Gesicht. Auch sonst waren ausser den sich sammelnden Staren keine Vögel mehr unterwegs. Der Weg zum Balancing Rock führte uns durch Wald und Moor, dann über 253 Stufen runter zum Ufer mit dem balancierenden Basaltfelsen. Sehr eindrücklich dieser Abschnitt. Ein heftiger Regenguss zwingt uns die Insel wieder zu verlassen und über die 2 Fähren zurück zu kehren.

Das Wetter ist unbeständig und bald schon erhalten wir die Warnung vor dem Hurrikan Fiona. Unser WetterApp zeigt, dass wir am richtigen Ort sind und keine Angst haben müssen. Der Sturm zieht östlich an uns vorbei, wir bemerken nur die Windböen und den Regen in der Nacht. Schäden sehen wir im Westen keine. So wurden auch die weiteren Unterkünfte nur von Tag zu Tag gebucht, bis wir auf das B&B Toba’s stossen. Hier blieben wir ganze 3 Nächte. Wunderschön hier und wir wurden richtig verwöhnt mit Frühstückskreationen. Einen grossen Teil der Strecke sind wir auf dem Leuchtturmweg und sehen die unterschiedlichsten Bauten und schöne Strandabschnitte, die zum Spaziergang einladen. Danach besuchten wir Lunenburg, ein buntes Dorf mit Unesco Weltkulturerbe Status. Die gut erhaltenen alten Häuser sowie die authentischen Neubauten gefallen uns sehr gut. Die Zwei- und Dreimastigen Segelboote am Hafen beeindrucken uns und im Fischereimuseum erhalten wir viele Informationen über die Fischerei in dieser Gegend. Die Fahrt nach Peggys Cove wurde auch auf einen Sonnentag verlegt und gefiel uns ausgesprochen gut.

Die drei letzten Reisetage verbringen wir in der Stadt Halifax. Wir erkunden die Stadt mal im Nebel und mal bei strahlendem Sonnenschein. Spazieren der Uferpromenade entlang und geniessen auch mal eine Pause im Restaurant.
Die Koffer müssen nochmals umgepackt und gewogen werden, damit dann das Einchecken problemlos verläuft. Gut, dass wir keinen freien Zentimeter darin haben, sonst hätten wir sicher noch so einiges an Souvenir oder Kleidung gekauft!

Zusammengefasst auf die Reise durch den amerikanischen Kontinent bleiben uns sehr viele gute Erinnerungen. Die gesetzten Ziele: den südlichsten und den nördlichsten Punkt zu erreichen, haben wir geschafft! Wir sind so glücklich, was wir in diesen 3 ½ Jahren alles erleben durften und danken Gott und den Schutzengeln, dass wir dies ohne Unfall oder Krankheit überstanden haben. Die oft gestellte Frage über den Höhepunkt der Reise können wir so nicht beantworten. „Jeder Tag war ein spezieller Tag!“

Dies ist der letzte Bericht dieser Reise. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Lesern für die vielen Kommentare und die Motivation diese Zeilen überhaupt zu schreiben.

 

Herzlichst Alice und Jakob (Köbi) von jakali

Provinz Quebec bis 12.09.22

 

Die nächste Station war Bell Falls, Quebec. Wir haben erfahren, dass Renato, der Cousin von Christian von Churwalden hier in der Gegend Ferien macht und wir uns dort treffen können.  Renato lebte dort in einem Zelt auf dem Gelände von Ylan und Salomé einem jungen Paar, das sich für das Leben auf dem Land und in der Abgeschiedenheit entschlossen hat. Die Gespräche mit den Dreien waren sehr interessant und viele Fragen betreffend Reisen mussten wir beantworten. Zusammen mit Renato bauten wir dort einen Steg im eigenen Teich, alles aus Schwemmholz vom nahen Fluss. Eine Bootstour mit fischen auf dem  schönen Fluss war ein tolles Erlebnis und die gefangenen Fische ein leckeres Abendessen. Wir genossen die Gespräche, die Abende am Feuer und das Banjo-Spiel von Renato. Die Zeit ging eigentlich viel zu schnell vorbei und schon mussten wir uns wieder verabschieden.
Als nächstes fuhren wir auf den Mont Royal in Montreal und genossen die tolle 360° Aussicht. Die Stadtbesichtigung wurde verschoben und die Weiterfahrt über Trois Riviere bis nach St. Luc de Vincennes geplant.
Wir sind angemeldet bei Marianne Vicentini (Bechtiger), die wir von Urdorf kennen. Wir wurden sehr herzlich empfangen und blieben tatsächlich 3 Wochen bei ihr. Es war eine sehr informationsreiche und spannende Zeit. Wir lernten durch Marianne viele ihrer Freunde kennen und erfuhren auch deren Lebensgeschichten. Auch trafen wir Linda mit den 2 Jungs und sprachen viel über das Leben in Kanada.
Da ein Umzug in ein anderes Haus ein paar Häuser weiter anstand, war unsere Hilfe beim Räumen der Werkstatt und Garage, dem Bau einer Terrasse und eines Holzunterstandes und dem zügeln diverser Gerätschaften und vieles Mehr, sehr willkommen und wurde mit grossem Dank angenommen. Da Marianne alleine lebt waren diese Aufgaben alleine fast nicht zu schaffen. Wir jedoch hatten eine Herausforderung und freuten uns über die geleisteten Arbeiten. Dafür hatten wir eine professionelle Reiseleiterin, sei es im Wald, im eigenen Garten und im Garten der Gemeinde, im Botanischen Garten oder im Museum. Zudem lernten wir die Umgebung am St. Laurenz Strom kennen. Die Führung durch Quebec war fantastisch, da sie dies schon für Reisegruppen gemacht hat. Auch die Nachbarn Joel und Samuel nahmen uns sehr freundlich auf und zeigten uns viel von ihrem Leben und Schaffen. Die 3 Männer verstanden sich auf Anhieb und nach getaner Arbeit beschloss Samuel, eines seiner Schweine zu schlachten und für uns und alle seine Freunde und Bekannten ein Spanferkel zu grillieren. Joel und Köbi halfen tatkräftig mit und es wurde ein gelungenes Fest mit einem feinen Stück Fleisch. Wir haben alle diese Leute richtig ins Herz geschlossen, nicht zuletzt auch Mariannes Hund Dodu.
Folklore wurde geboten am Oldtimer-Traktor-Pulling im Nachbardorf und am Schwingfest mit vielen Schweizer Auswanderer, auf dem Hof der Familie Studhalter. Dies war der krönende Abschluss unseres Aufenthaltes. Auf Wiedersehen Quebec!

Fort Johns – 4500km süd/ostwärts – Mont Tremblant -16.8.22

Da wir noch etwas Zeit hatten, verbrachten wir einige Tage etwas abseits der Touristenroute. In Hudson’s Bay besuchen wir noch ein Historisches Dorf, zurückversetzt ums Jahr 1800. Sehr eindrücklich war die Fahrt zum W.A.C. Bennet Stausee mit dem grössten Wasserkraftwerk von Kanada. Es wird ein dritter Damm gebaut und somit die Strasse etwas höher umgelagert, sowie die beiden Uferseiten gerodet. Sieht nicht gerade schön aus, in dieser Region passt die Erweiterung jedoch gut rein und wird in Zusammenarbeit mit der First Nation geplant und gebaut. Die Führung beim Staudamm war sehr informativ.
Der weitere Verlauf unserer Reise bringt uns in den Osten von Kanada. Wir verlassen die Provinz British Columbia,  durchqueren danach Alberta – Saskatchewan – Manitoba – Ontario und erreichen schliesslich die Provinz Quebec. Ja genau, 4500km sind wir gefahren seit dem letzten Bericht, Wahnsinn! Wir wussten zum vornherein, dass es weite Strecken zu bewältigen gibt und wurden überrascht vom guten Zustand der Strassen, den endlos langen Geraden sowie dem wenigen Verkehr. Das Landschaftsbild ändert sich immer wieder von Wald und Wasser zu Ackerflächen und Weiden. Mal hat man gar keine Aussicht vor lauter Wald, danach eine fast endlose Weitsicht. Ab und zu gibt es einen Wasserfall zu besichtigen und einen Spaziergang zu machen. Hier grüsst uns ein Reh am frühen Morgen, dort kreuzt ein Fuchs unseren Weg und der LKW Fahrer grüsst und bedankt sich, dass wir ihm freie Weiterfahrt gewähren. Sonst gab es auf dieser Strecke keine grossen nennenswerten Highlights. Das Bild schon gesehen? Wir fuhren wieder ein Stück auf der Route 66!
Ruhezeit gibt es auch genügend für uns. Wir fahren zwischen 8 und 9 Uhr los, nach ca. 2 Std. gibt es Fahrerwechsel mit Stop, eine kurze Mittagspause und meist haben wir um 14 -15 Uhr bereits unseren Übernachtungsplatz gefunden. Also genügend Zeit für ein gemütliches Bierli dann kochen und den Nachmittag-Abend geniessen.
Beim Schreiben sitzen wir auf einem Camping in Mont Tremblant, einem Wintersportort, kommen uns jedoch vor wie auf einem Sommercamping in Italien. Mit dem „Frankokanadischen“ tue ich mich noch etwas schwer, muss mich an die spezielle Betonung gewöhnen!
Ah, das Wetter interessiert euch sicher auch, ja eigentlich ist es auch Sommer hier mit Sonne pur und Temperaturen bis zu 30° sind nicht ungewöhnlich, die Nächte erfrischend kühl mit 12-15°. Die letzten 2 Tage hat sich der Herbst angekündigt mit dickem Morgennebel, der sich dann bald wieder aufgelöst hat. Wir geniessen jeden Sonnenstrahl und die Wärme!

Was die Weiterfahrt betrifft, so ändern sich unsere Pläne von Tag zu Tag. Mal sind wir euphorisch und planen dies und das, am nächsten Tag wieder eher realistisch und ändern die ganze Planung wieder. Wenn wir auch berichtet haben, wie es weitergeht, stimmt dies morgen vielleicht schon nicht mehr.

 

Also lasst Euch weiterhin überraschen, wie unsere Reise weiter geht.