Brasilien bis 21.07.2017


Iguazu Wasserfälle, Thermen in Sulina -20.07.17

Über die Thermen will ich nicht viele Worte verlieren. Nicht spektakulär oder unbedingt empfehlenswert, da einige Pools kein Wasser hatten oder nur ganz kaltes. Das schöne und heisse Wetter war Grund genug um 3 Tage zu bleiben und einfach nichts zu tun.

Am Sonntag, 16.7. war es noch 26°C heiss und wir in den Badehosen, am Montagmorgen dann nur noch etwa 8° und gegen Mittag dann noch 4° kalt und wir mit den warmen Kleidern unterwegs. Auf der Strecke nach Foz do Iguazu hatten wir viel Nebel und leichten Regen, die Temperaturen stiegen nicht mehr über 5° den ganzen Tag. So kamen wir gegen Abend schon auf dem Camping Paudimar in Foz an. Am nächsten Tag strahlend schön Wetter, 0° und Reif beim Aufstehen und bis 13° dann während dem Tag. Wir besuchen die Wasserfälle von Iguazu auf der argentinischen Seite geführt mit einer Gruppe Reisenden, die sich aus 2 Deutschen, 1 Brasilianerin die in Lausanne wohnt einer Schweizerin aus Lausanne und uns 2 bestand. Nicht zu fassen, wir mussten uns in Englisch unterhalten, damit alle einander verstanden, die Welschen sprechen ja kein Deutsch!

 

Cataratas do Iguazu, das 7. Weltwunder ist einfach unbeschreiblich. Manchmal bleibt einem einfach die Luft weg vor Staunen und überwältigendem Gefühl. So viele Wasserfälle und diese Wassermassen die da jeden Tag herunterstürzen, ein beeindruckendes Erlebnis. Die Bootstour dann noch direkt unter die Wasserfälle, mit für uns nassem Ende, war trotzdem traumhaft, atemberaubend! Die Kleider trockneten beim anschliessenden Aufstieg und der weiteren Tour langsam aber sicher. Ein anstrengender Tag mit guten 14km Fussmarsch insgesamt.
Am folgenden Tag fahren wir mit dem ÖV zur näher gelegenen brasilianischen Seite. Hier gibt es weniger Wege um selber die Fälle zu besichtigen, diese sind jedoch nicht weniger spektakulär. Auch hier der Anblick der Wasserfälle und der immensen Wassermassen ist einfach fantastisch. Und das erste Mal seit unserer Reise müssen wir uns mit tausenden anderen Touristen treiben lassen. Die Stege sind nicht breit, so geht es halt 1er Kolonne vorwärts. Durch die Rotation ist es jedem möglich, einmal den besten Ausblick und die perfekte Fotoposition einzunehmen.
Die Wasserfälle von Iguazu: ein nicht zu missendes tolles Erlebnis, gigantisch.


Erneut in Maringa und es gibt viel zu erzählen!! -13.7.17

Eigentlich wollten wir nur das Päckli abholen, das uns Matthias geschickt hat, da dies aber nicht angekommen ist, bleiben wir 5 Tage und werden umsorgt vom Feinsten!

Vom ersten Moment als wir wieder ankommen bei Cidinha, Gabriela und Acilino bis am Sonntagabend ist volles Programm. Mit Kaffee, Essen, spazieren, Fahrt durch die Stadt, Besuch des Shoppingcenters dem brasilianischen Walmart BIG, später Pizzaessen mit Mariusa. Am Sonntag sind wir nach dem Frühstück schon wieder unterwegs durch die Stadt, besuchen den Japanischen Garten mit hunderten von Kois im Teich, fahren durch die neu erstellten Stadtteile von Maringa und sind dann beim Bruder von Acilino zum Mittagessen eingeladen.  Joao und Suely verwöhnen uns mit traditionellem Almoco. Zum Aperitiv gibt es nebst Oliven, Käsestücken, Brot und Wurst auch noch eine Auberginenpaste sowie zwei Kuchen. Danach steht man am Grill und versucht immer wieder die besten Stücke, ob diese auch wirklich gar sind. Der Grill wird dann mindestens 3x gefüllt mit Pouletstücken, Würsten und Rindfleisch, das zum Nachgaren und Warmhalten in einer Styroporbox aufbewahrt wird. Dazu wurden verschiedene Salate, Reissalat, gebratene Kartoffeln sowie ein Auflauf mit Maniok serviert, heisst Codidinho. Zum Dessert gab es dann Fruchtsalat mit Milchcreme und Caramelköpfli. Immer wieder wurden wir angehalten doch noch etwas mehr zu essen. Nebst Bier für die nicht fahrenden Männer wird eigentlich nur Fruchtsaft serviert. Suely macht auch diese selbst, so hatten wir Ananassaft mit Minze sowie Papayasaft. Alles schmeckte einfach köstlich und die Gastfreundschaft ist unübertrefflich. Abends um 18 Uhr wird ein Auto gefüllt und wir fahren zum nächsten Shoppingcenter um noch etwas die Füsse zu vertreten. Erstaunlich für uns, wieviele Leute ob alt oder jung sich am Sonntag um diese Zeit in der Stadt befinden und einfach so spazieren. Nach einer Stunde sind wir wieder zurück, dann wird wieder Essen serviert und noch Znacht gegessen. Wir sind dann erst so gegen 22Uhr wieder Zuhause. Selbstverständlich gibt es noch einen Tee oder einen kleinen Absacker (Mintliquör oder Amarulo), bevor wir dann schliesslich müde und erschöpft ins Bett fallen. Wir waren froh, dass der Montag dann etwas ruhiger verlief und wir einfach etwas Zeit hatten. Köbi und ich machten das Mittagessen für 7 Personen. Traditionell schweizerisch mit Rösti und Pouletgschnätzlets. Am Abend kam dann noch der Schwiegersohn von Joao und montierte beim Röno einen Verdunklungsstreifen an der Frontscheibe, so haben wir etwas weniger Sonneneinstrahlung direkt ins Fahrzeug. Danach fahren wir wieder in die Stadt zum Bauernmarkt und essen dort köstliche Pastels, das sind pikante Krapfen, die direkt und immer frisch zubereitet werden. Auch dies ist eine Köstlichkeit. Schon wieder ist es spät geworden.
Am Dienstag dann hat Acilino am Vormittag frei und zeigt uns eine Eigentumswohnung im Block Bela Vista, im 19. Stock. Die Aussicht ist traumhaft, die Wohnung weniger. Eine 4 Zimmerwohnung, die sicher keine 60m2 hat, die Zimmer so klein, gar nicht unser Standard. Dann wieder einmal Essen. Cidinha kocht Reis mit weissen Bohnen, Rindsblätzli und gemischten Salat. Köbi macht die Salatsauce, die am Vortag schon grossen Anklang fand. Nach der Siesta fahren wir zum Park Inga, dem grössten öffentlichen Park in der Stadt. Am Abend wieder Essen und zwar bei der Nachbarin Mariusa, die uns ein italienisches Abendsessen serviert. Sie stellte uns sogar ihre Espressomaschine mit Kapseln zur Verfügung, damit wir speziellen Kaffee trinken können. Und so geht es weiter, wir sind am Mittwoch bei den anderen Nachbarn Denise und Carlos zum Nachtessen eingeladen.

Man stelle sich dies einmal in der Schweiz vor?! Wir können noch viel lernen von der Gastfreundschaft der Brasilianer.

Durch die vielen Besuche und die Unterhaltung mit all den Leuten verstehen wir das Brasilianisch immer besser und können uns auch immer mehr an den Gesprächen beteiligen. Schon spannend so die Sprache zu lernen. Oder da kommt ein Nachbar zum Kaffee mit zwei Knaben, der eine spricht französisch und ist sehr interessiert mit mir ein Gespräch zu führen, dass die anderen nicht verstehen! Einige, die etwas englisch sprechen, unterhalten sich auch sofort mit uns.

 

Am Donnerstag Vormittag fahren wir dann weiter zu den Thermen von Sulina.

Bonito e bonita

 

Das kleine Städtli Bonito ist vor allem auf den Tourismus eingestellt. Es liegt in einem hügeligen Gebiet mit einigen Quellen, tiefen Wasserlöcher, Grotten und kristallklaren Bächen. Es werden einige Aktivitäten angeboten von Tauchen, Schnorcheln, Schwimmen, Abseilen etc. Wir entscheiden uns den öffentlichen Strand am Bach zu besuchen, indem sich unzählige Fische tummeln, die gerne gefüttert werden. Zum Baden ist es den Brasilianern zu kalt, für uns geht es, das Wasser ist etwa 20° warm. Wir verbringen einigen Stunden mit dem füttern und beobachten der Fische und der Besucher. Einen Tag geniessen wir einfach mit einkaufen, spazieren und gemütlicher Nachmittag auf dem Camping. Wir treffen die ersten Schweizer Reisenden sowie ein Ehepaar aus Australien, tauschen Informationen aus und unterhalten uns gerne einige Stunden.
Wir buchen eine Tour am Rio do Prata, etwa 50km südlich von Bonito. Wir werden ausgerüstet mit Neoprenanzug, Schuhe, Taucherbrille und Schnorchel, dann geht’s los mit dem Transportjeep. 2km durch Feld und Wald, dann marschieren wir die nächsten 2km auf kleinen Waldwegen. Wir erhalten Informationen über Tiere und Pflanzen (wenn wir es dann verstehen, was nicht so einfach ist nach gut 2 Wochen nur englische Unterhaltung), und erreichen dann den Bach. Das Wasser ist so klar, man kann den kleinsten Stein am Grund erkennen. Mir ist schon etwas mulmig, da ich es noch nie geschafft habe einen Schnorchel in den Mund zu nehmen ohne dass es meinen Würgereflex aktiviert. Ausserdem macht mir die Mundatmung Mühe. Die halbe Nacht habe ich sogar geübt durch den Mund zu atmen, denn ich wollte diese Tour einfach erleben. Die ersten Schnorchel-Versuche finden in einem abgetrennten Bereich statt und siehe da, das Üben hat sich gelohnt, mir gelingt es auf Anhieb und ich konnte den genannten Reflex unterdrücken. Traumhaft  -  wir liessen uns treiben von der Strömung des  50cm – 5m tiefen Baches, wurden begleitet von den farbenfrohen Fischen, von ganz kleinen Exemplaren und 1-2cm bis zu den stattlichen 1m grossen Doraden. Kleine Krebse und Schnecken, sogar Unterwasservulkane, die Kies ausspucken, gab es zu bestaunen. Die Zeit verging wie im Fluge und schon waren die 2 ½ Std. um und es hiess wieder einsteigen und zurückfahren zur Station. Wir haben den Ausflug sehr genossen, war jeden Reals wert. Glücklich, aber müde fallen wir am Abend ist Bett. Auf dem Weg wieder zurück nach Maringa zu Cidinha und Acilino hat es keine Campings mehr und wir übernachten an den grossen Tankstellen, die hier in Brasilien sehr gut eingestellt sind für die Fernfahrer. Meistens 24h Betriebe, Restaurant mit günstigem Essen, Toiletten und Duschen. Gute Alternative für uns. In Maringa angekommen, lassen wir uns wieder einige Tage verwöhnen mit gutem, traditionellem, lokalem Essen und der freundlichen und fröhlichen Unterhaltung der Leute hier.

Pantanal

Von Maringa fahren wir über Pres. Prudente an den Rio Parana, dann weiter nach Campo Grande. Dort finden wir einen Touranbieter, der uns ein gutes Packet-Angebot macht für ein paar Tage im Pantanal. So fahren wir weiter mit Halt in Miranda und dann am nächsten Tag zum Passo do Lontra Park Hotel. Eine Kanutour ist dort gebucht. Köbi und ich versuchen zuerst noch etwas angespannt das Gleichgewicht zu halten, was mit der Zeit ganz gut klappt. Wir lassen uns den Rio Miranda runter treiben und bestaunen die Natur und die vielen Vögel. Auch eine Otterfamilie können wir beobachten. Wir geniessen die Ruhe und das schöne Wetter. Später werden wir dann vom Guide mit dem Motorboot abgeholt und zurückgeführt. Danach geht es noch einige Kilometer weiter zur Fazenda Sao Joao, eine weit abgelegene Farm mit vielen Tieren. Hier hat es über 70 Pferde, momentan etwas 800 Rinder, Hühner und Schafe. Ein herrliches Anwesen zum Verweilen. D.h. wir machten eine Wanderung durch den Sumpf und einen Reitausflug mit noch einem Touristenpaar aus Belgien. Dann waren nur noch wir als Touristen hier und erlebten eine Nachtwanderung, eine Jeepsafari und Piraniafischen (leider ohne Fang). Nebst vielen verschiedenen Vögeln sind speziell zu erwähnen der Tucan sowie sein kleiner Bruder, die blauen Aras (Hyazintharas, etwa 20 Stück hier auf der Fazenda), der Tuiuiu (grösste Storchenart), unzählige Sittiche, Kingfisher und Reiher. Daneben sahen wir eine Wildschweinfamilie, Rehe, natürlich unzählige Kaimane, Capibaris (Wasserschweine), eine Tarantel, sogar die giftigste Schlange die „Bocca de Sapo“ eine Viperart, Brüllaffen und erneut eine Riesenotter Familie beim Fische fangen. Damit die Küchencrew nicht für uns zwei separat kochen muss mache ich den Vorschlag, zusammen mit den Angestellten zu essen. Toni wollte zuerst ablehnen, doch die Köchinnen sind einverstanden und wir nehmen das Mittagessen zusammen ein. Auch eine gute Erfahrung und sehr schmackhaft die einheimische Kost. Auf der Weiterfahrt begleitet uns kurz ein hellroter Ara, eine Augenweide.


Maringà

Zuerst danken wir Gida und Martin Rey ganz herzlich für den Kontakt zu den Verwandten in Maringa. Wir wurden von Acilino, Cidinha und Gabriela so herzlich und liebevoll aufgenommen, als würden wir uns schon lange kennen, und verliessen das Haus 2 Tage danach als Freunde. Wir wurden eingeladen in eine typische Churrascaria, wahrscheinlich in die Beste der Stadt. Hier wird das Fleisch in grossen Stücken am Spiess grilliert und dann direkt am Tisch vom Spiess auf den Teller abgeschnitten. Diverse der besten Fleischstücke wurden serviert à Discretion, hmm.. fein wars. Im Haus ist ein stetes Kommen und Gehen von Nachbarn und Familie und alle wollten natürlich auch unseren Röno begutachten. Wir unterhielten uns mit Acilino in Mundart, mit Cidinha und den Nachbarn brasilianisch und mit Gabriela, Paulo, Angelica und Joao in englisch. Wir besuchten zusammen das Schulfest von Gabriela und waren fasziniert von den Tanzaufführungen der Schüler. Am Sonntag waren bestimmt 12-15 Personen zum Mittagessen im Haus, es wurde gegessen und geredet bis spät am Abend. Es war einfach herrlich, wie sich alle um uns kümmerten. Da wir noch ein Päckli von Matthias erwarten, versprechen wir, noch einmal bei Ihnen vorbeizukommen. Schon wurden wir verplant, denn alle wollen auch noch für uns kochen. Wir sind dann am Montag fast mit einem schlechten Gewissen abgereist, denn sie wollten uns nicht gehen lassen und wir vergossen sogar ein paar Tränen beim Abschied. Unsere Vorräte wurden aufgerüstet mit den feinen grossen Avocados von Angelica sowie Ananas, Melone, Orangen und eine Papaya von Cidinha. Muito obrigado para todo!

 


Wenn wir entlang der „Autobahn“ fahren, erstaunt uns immer wieder, was sich da so alles auf und neben der Strasse tummelt. Von Fussgängern und Radfahrern habe ich ja schon geschrieben, dass die Verkaufsstände der Bauern ebenfalls  an der 2-spurigen Strasse sind, die streunenden Hunde sowie ab und zu mal ein Gaucho auf seinem Pferd ist für unsere Verhältnisse schon ungewöhnlich. Die Strassenränder sowie der begrünte Mittelstreifen werden von einer Gruppe Arbeitern von mind. 10-16 Personen mit dem Fadenmäher gestutzt, ist nach europäischen Verhältnissen und für einen Hausmeister (!) echte Sisifusarbeit! Man stelle sich vor, die Arbeiter werden mit einem Car zur Arbeitsstelle gefahren und wieder abgeholt. Hier stört das jedoch niemanden, Alle diese haben wenigstens eine Arbeit.
Auch wenn wir schon einige Wochen in Brasilien reisen, sind die Verkehrsregeln immer noch undurchsichtig und noch nicht in unseren Köpfen verankert. So geschehen als wir auf der „Autobahn“ in Curitiba den Camping suchten, denn die Einfahrtstrasse befand sich auf der gegenüber liegenden Strassenseite. Also biegen wir rechts ab und suchen einen Weg unter oder über die Autobahn. Letztendlich fragen wir an der Tankstelle, wie wir auf die gegenüberliegende Seite kommen? Ein freundlicher Töfflifahrer zeigte uns den Weg, zuerst rechts ins Dorf hoch, dann die nächste rechts wieder runter und geradeaus, mit Vorsicht direkt über die 4 Spuren, auf die gewünschte andere Seite. Huch geschafft… Auf dem Rückweg hiess es dann zuerst 3.5km wieder Richtung Stadt, dann die „Retorno“-Schleife fahren und dann den ganzen Weg wieder zurück.

In den letzten Tagen besuchten wir das Gebiet um Blumenau und Pomerode, das von den ersten deutschen Einwanderern gegründet wurde. Traditionen werden hochgelobt und ein Oktoberfest darf auch hier nicht fehlen. Auch findet man hier überall Dirndl und Lederhosen in brasilianischem Design und Qualität. Auch ein Biergarten sowie ein Currywurst-Stand finden wir hier. In Pomerode bekommen wir Besuch von deutschsprachigen Einheimischen, die gerne wiedermal ihre Sprache sprechen wollen. Daraus ergeben sich gute und lange Gespräche, wir lernen einiges über  die brasilianische Kultur und bekommen zum Schluss sogar noch feine Pan de Quejo als Versucherli, das sind kleine Käsebrotbällchen, und noch frische Brötchen fürs Frühstück. Einfach toll war es da. Die Herzlichkeit der Leute ist einfach unvergleichbar.

Auch machten wir dort zwei Biketouren, die anfangs gemütlich erschienen, dann aber die Steigungen mal 300, dann mal 500 Höhenmeter einfach gerade den Berg rauf und dies auf einer Naturstrasse aus Sand und Steinen. Also hiess es auf sicher 1/3 des Weges „schieben“ (etwas mehr Training wäre hilfreich gewesen)! Und wisst Ihr was das Gemeine an der ganzen Sache ist, in gut 5 Minuten ist man wieder unten! Das Belohnungsbier nachher in einer Pousada direkt am Bach und unter Palmen entschädigte dafür vollends.

 

Bei schönem Wetter ist es eigentlich überall schön, bei schlechtem Wetter mit Regen und Wind ist es an einem Strand jedoch sehr ungemütlich. Wir hatten alles in den letzten Tagen. Vom herrlichen Sonnenschein mit 30° bis zu Regen und Wind mit knappen 10°. Dann von der Küste und Strand hoch bis Curitiba auf fast 1000müM. Von dieser Stadt hört man so unterschiedliche Sachen, man muss selber die Erfahrung machen. Schön und empfehlenswert mit vielen Sehenswürdigkeiten, von gefährlich haben wir nichts bemerkt. Der Botanische Garten lädt zu langen Spaziergängen ein, das Museum von Oscar Niemeyer mit dem Auge (Olho) ist ein architektonisches Meisterwerk und die laufende Ausstellung sehr sehenswert. Dann die umliegenden Quartiere, so z.B. Sao Felicidade, das italienische Viertel mit der Weinhandlung und den guten italienischen Restaurants sind perfekt für einen entspannten Tag.

Die letzten Tage hatten wir wirklich wetterglück. Ausser vielleicht ein paar kurze oder längere Gewitter oder mal Nieselregen gegen Abend, hatten wir strahlendes Wetter und Temperaturen mit gut 20°, einfach herrlich für uns. Die Einheimischen sind angezogen wie wir im Winter, mit Daunenjacken, Jeans, Stiefeln bis zu den Knien und sicher einen Schal um den Hals, finden Sie

es jetzt recht kalt! Wir mit kurzen Hosen und einem Top, finden die Temperatur ideal. Unsere Standorte waren Garopaba, Lagoa da Conceicao und jetzt Balneario Camboriu, an denen wir jeweils mehrere Tage blieben. Wir machten lange Strandspaziergänge, meist barfuss im Wasser, erkundeten riesige Sanddünen und fuhren mit den Bikes durch die Gegend teilweise auch am Wasser entlang. Interessant waren die Sanddünensurfer auf ihren Brettern, die Wellensurfer im Meer, die Jetskifahrer und die die aussehen wie im James Bond Film, mit dem Wasserstrahl unter den Füssen schweben sie einige Meter über dem Wasser. Dann ganz speziell für uns waren die Fischer, einige standen bis zur Brust im Wasser und warfen die Netze von Hand aus. Am Strand sassen wir sicher eine Stunde auf einer Bank und beobachteten eine Gruppe Fischer, die ein riesiges Netz von Hand einzogen und die gefangenen Fische (sicher 500kg) direkt auf dem Trottoir auslegten und verkauften. Eine Schweiss treibende Arbeit für die 15 Fischer, die danach alle glücklich waren und sich umarmten.

Bei einem Zwischenhalt mussten wir Röno mit Muskelkraft und danach sogar mit Hilfe eines Jeeps aus dem Sand befreien. Hier gibt es viele Strassen, die direkt am Wasser enden und der Platz zum Wenden ist sehr begrenzt. So geschehen, dass wir beim Wendemanöver mit den hinteren Rädern im Sand stecken blieben. Nicht mal mit Manneskraft zum Schieben oder mit dem HiLifter konnten wir den Röno befreien. Ein hilfsbereiter Einheimischer holte seinen Jeep, einen Gehilfen der ein langes Seil sowie eine Umlenkrolle mitbrachte, dann wurde mit vereinten Kräften der Bus wieder in die richtige Position gebracht, um anschliessend wieder rückwärts die Strasse zurückzufahren.  Die Schweizerschoggi als Dank wurde strahlend entgegen genommen. Puuhhh… fast eine Stunde Arbeit und das alles ohne Schaden überstanden!

Balneario Camborium will mit Rio konkurrenzieren. Hier gibt es einen 30m hohen Cristo, eine Gondelbahn, eine 6km lange Strandpromenade mit vielen Bars und Restaurants und hier wird momentan das höchste Gebäude von Brasilien erstellt. Es soll mal 84 Stockwerke hoch sein, jetzt sind sie auf der Höhe der 40. Etage. Alles hier ist sehr sauber und gepflegt. Über Fronleichnam hatte es sicher etwas mehr Menschen unterwegs als an normalen Wochentagen, jedoch wurde uns ein Bild geschildert von der Situation im Sommer. Es soll schlimmer sein als Rimini oder Mallorca, Stuhl an Stuhl und kaum Platz dazwischen.

 

Wir fuhren am 15.6. schon früh am Morgen mit der Gondel hoch zum Aussichtspunkt mit einer fantastischen Sicht über die ganze Stadt und einen Teil des Hinterlandes. Danach kamen wir zum Zip Rider einer Drahtseil-Rutsche, die 750m runter zur Talstation auf der anderen Seite führt. Ich nahm allen Mut zusammen und leistete mir diesen Adrenalinkick. Wow, was für ein Erlebnis so über die Bäume zu schweben und unten mit einem Ruck zu stoppen. Danach sassen wir stundenlang am Strand bei einem Bier, dann 2 dann 3 und noch eine Aperoplatte dazu. Herrlich, so richtig wie Ferien!

Und ab und zu, wenn wir auf dem Camping einen Backofen zur Verfügung haben, fröhne ich meiner Leidenschaft, dem Backen. Kuchen, Wähen, Brot und gestern sogar Zopf habe ich gebacken. Schmeckt einfach herrlich. Der Besuch des Ortes Blumenau, einer deutschen Kolonialstadt, ist für uns einfach lächerlich, wie Deutschland und Europa dargestellt wird. Wir amüsieren uns und fahren dann bald weiter. 


Wie stellt man sich ein Anwesen in Brasilien vor: ein einstöckiges kleines Haus mit einem Vordach wo man lebt oder gar sein Auto unterstellt. Die Farben der Häuser sind teilweise recht schrill, von knall violett mit weissen Verzierungen, orange oder knallig grün, rosarot oder hellblau inkl. Der Einfassungsmauer. Im Vorgarten wachsen von Bananen über Kaki, Orangen, Mandarinen, Zitronen, Papaya, Passionsfrucht und ev. Mango und Avocadobäume. Die einen haben ein paar Tiere wie z.B. Hühner ein paar Schafe, ein Pferd und eine Kuh, die anderen einen sehr gepflegten Rasen und Blumenbeete.

Hier der Küste entlang zwischen Porto Alegre und Curitiba führt die Strasse Nr 101, die teilweise eine 4 spurige Schnellstrasse oder Autobahn ist. Das ist auch etwas anders als in der Schweiz. Hier müssen die Bewohner die Strasse überqueren um in den anderen Teil des Dorfes oder in die Schule zu kommen. Es gibt Velofahrer die in die auf dem „Pannenstreifen“ entgegenkommen, sogar Bushaltestellen sind da und natürlich die Fussgänger dazu. Bei uns unvorstellbar und äusserst gefährlich. Es wird ja doch mit 110km/h gefahren. Die Ein- und Ausfahrten sind auch gewöhnungsbedürftig, da sie sehr kurz sind und ev mit Schlaglöchern versehen. Vorsicht ist angesagt wenn die Töfflifahrer in rasendem Tempo rechts und links überholen. Sonst ist die Strasse in gutem Zustand und entspannt zu fahren.

Die Pinhaos schmeckten übrigens sehr gut, eine Mischung von Kastanie und Nuss. Die Bananen sind süss und geschmackvoll, die Orangen saftig, bei den Mangos erwachen Erinnerungen an Australien, die Papaya reif, die im Camping aufgelesene Passionsfrucht mit Joghurt ein Genuss und von den riesigen Avocados bekommen wir fast nicht genug.

 

An etwas kann ich mich nur schwer gewöhnen und das ist die Sache mit dem Klopapier, dass man in den separaten Eimer neben der Toilette geben muss und wenn überhaupt vorhanden dann nur einlagig, hauchdünn und nicht „seidigweich“! Da nehme ich doch schon mal vom mitgebrachten Vorrat etwas in die Tasche für alle Fälle.

Oh und was noch wirklich störend ist, das sind die bellenden Hunde, teilweise ein Gekläff die halbe Nacht!

Wir haben Wetterglück, uns stehen zwei sonnige Tage bevor und somit können wir den Nationalpark besuchen. Die Anfahrt dazu wird zum schwierigsten Teil des ganzen Tages. Für alle die die Zufahrt zur Hütte in Unterägeri kennen; unser Röno würde die nun mit links meistern. Der Untergrund der Strasse teilweise wellblechartig, dann wieder Bachbett, mal schmal dass nicht zwei Fahrzeuge kreuzen können, dann bei den riesigen Schlaglöchern verbreiterte Abschnitte bis in die Pampa. Von mit Steinen gepflasterten Terrain zu sandigen und gar schlammigen Stücken und extrem steile Auf- und Abfahrten.

Der Nationalpark Aparados ist sehr eindrücklich. Er befindet sich auf einer Hochebene und bevor man sich versieht öffnet sich eine Schlucht mit einem Wasserfall mehrere Hundert Meter in die Tiefe. Es gibt einen Weg, der oben am Rand der Schlucht entlang führt und man gut 2/3 davon umrunden kann mit immer wieder Ausblicken in die Tiefe. Auf dem Weg hat es so viele verschiedene Sträucher und Bäume, teilweise unsere Zimmerpflanzen in Grossformat, dass wir uns wie in einem botanischen Garten vorkommen. So z.B. Hohe Büsche vom Weihnachtsstern, Hibiskus, Strassenränder gesäumt von Hortensien, Ficusbäume und viele der Bäume voll von Epiphyten, Bromelien und viele mehr. In dieser Gegend sind die Araukarien noch vorhanden und überragen die anderen Bäume mit ihrer ausladenden Krone. Wir haben in den zwei Tagen hier drei verschiedene Wanderungen gemacht und waren beeindruckt. Am Samstag bei strahlendem Wetter hatte es erstaunlich viele Leute auf den Wanderungen. Vom Nationalpark führt die Strasse weiter von 1000müM bis auf Meereshöhe und ist die ersten 20km wieder in einem fürchterlichen Zustand, so dass wir dafür fast eine Stunde benötigten und Köbis vollste Konzentration gefragt war. Teilweise waren wir sogar im 1. Gang unterwegs und es rüttelte und schüttelte uns voll durch. „Aber der Wagen der hält!“

Der nächste Stopp ist dann in Torres wieder direkt am Meer. Wir erkunden die Felsen die dem Strand vorliegen und mit Wegen ausgestattet sind und einen herrlichen Blick aufs Meer und auf die riesigen Dünen freigibt und sind bis zum frühen Abend unterwegs. Ein langer Spaziergang am Strand entlang und auf den Dünen mit immer wieder Ausblick auf die vielen Surfer, die auf die perfekte Welle warten, entschädigt für den verregneten Sonntag. Gute Kleidung haben wir ja dabei!

 

Bei der Weiterfahrt sehen wir riesige Reisfelder auf beiden Strassenseiten, dann queren wir ein Industriegebiet mit vielen Ziegeleien und Backsteinhersteller, die teilweise alles von Hand fertigen. Dementsprechend auch die Einblicke in diese Anlagen und vor allem die mit Smog gefüllte Luft, schrecklich. Nächster Stopp die Thermen von Gravatal, eine Enttäuschung, da es keine öffentliche Anlage gibt. Alle Bäder sind in den Hotels und der Aquaticpark der öffentlich wäre, geschlossen. Schade, dann fahren wir am nächsten Tag halt weiter. Der Camping wäre sehr schön hier, aber nichts zu unternehmen. Die Zeit nutzen wir um mal Pinhaos zu kochen und schälen. Das sind die Früchte der Araukarienbäume.


Die Suche nach einer Touristinformation oder einer besseren Strassenkarte, Sehenswürdigkeiten sowie Campingplätzen gestaltet sich sehr schwierig. Ein sehr netter Portier vom Atlantis Hotel in Rio Grande ist uns behilflich und lässt seine Beziehungen spielen, wird aber auch nicht fündig. Die englisch sprechende Dame im nächsten Hotel erklärt uns die Sehenswürdigkeiten, hat aber auch keinen Plan oder Strassenkarte zur Hand. So ist halt Brasilien!! Wurde uns mehrfach gesagt. Der Kauf der neuen SIM Karte Brasilien verlief dafür umso problemloser. Für die Übernachtung fahren wir dann wieder zurück zum Strand vom Cassino, befahren mit dem Röno den Sandstrand, was für ein Gefühl und sind auf dem Camping gut aufgehoben.  Der freundliche Besitzer spricht sogar etwas englisch und hilft aus mit einem Adapter, da unser Stecker in Brasilien halt nicht passt.
Auf den Dämmen zwischen dem Meer und den Lagunen braucht es recht viel Konzentration beim Fahren. Abwechslungsreich ist die Landschaft gestaltet. Riesige aufgeforstete Wälder, Eucalyptus oder Föhren wechseln mit ausgedehnten Weideflächen für die Rinder sowie einigen riesigen Reisfeldern. Die Strassengräben an den Rändern sind meist angefüllt mit Wasser und darin tummelt sich so manches Getier. Wir sahen vom Capibari (Wasserschwein) über Störche, Reiher in verschiedenen Grössen, Wildgänse, Enten sowie diverse Vögel. Daneben sind die Weiden wie schon vorher mit Rindern, Pferden und Schafen besetzt. Auch sieht man ab und zu einen Gaucho, der wie aus dem Wildwestfilm am Strassenrand daher geritten kommt, in seiner ganzen Montur sowie Schaffell auf dem Sattel. Zudem sind Pferdefuhrwerke in den Dörfern an der Tagesordnung, auch sogenannte Oldtimer gibt es reichlich. Beim Strassenverkehrsamt würde man sich die Haare raufen über den Zustand so manchen Vehikels, dass man hier auf der Strasse sieht. Aber… es läuft und läuft…
Auch hier in Brasilien ist die Freundlichkeit der Leute lobenswert. Mit den wenigen Brocken portugiesisch, d.h. wir können gar nichts, wird uns geholfen und halt mit Händen und Füssen gesprochen. Lesen ist kein Problem, ist fast wie spanisch nur wird es anders ausgesprochen und da müssen wir uns noch daran gewöhnen. Wir haben noch immer bekommen was wir wollten und die Menschen freuen sich über unseren Besuch und heisst ab und zu „benvenido en Brasil“.
Der südliche Teil vom Land ist sehr aufgeräumt und sauber und man hat das Gefühl, dass es hier dem Volk gut geht.
Von Rio Grande gibt es eine Fähre nach San José do Norte auf die Laguneninsel, auf eine der zwei Strassen die nach Norden führen. Fähre? Eine Plattform, die von einem Antriebsschiff gezogen wird und alles transportiert was mit will. Am Sonntag fahren zwei Fähren eine um 13 sowie um 17 Uhr. Diverse LKWs, Autos, Busse und ein Pferd mit dem Einachsanhänger stellten sich dicht an dicht für die 40min. Überfahrt bereit. Auch ein Erlebnis dabei zu sein.
Übrigens haben wir am 29.5. einen Wurstsalat gemacht mit einer brasilianischen Mortadella, die fast wie Servelat schmeckte.

Der Besuch der Millionenstadt Ponte Alegre war schwierig, vor allem die Parkplatzsuche war nicht einfach. Und eine Grossstadt besuchen und nichts einkaufen wollen macht eigentlich keinen Sinn. Eine SIM von Brasilien und einige Früchte, das war alles. Camping gibts nur wieder eine Stunde weiter draussen.

Oh, habt Ihr gewusst, dass es sogar unterschiedliche Schaufensterpuppen mit dem brasilianischen Po gibt?! Wird vor allem für Unterwäsche und Leggins verwendet.

Immer besser kommen wir auch mit der Sprache zurecht, eine App dazu ist sehr hilfreich. Die Leute sind hier jedoch so zuvorkommend und helfen uns wo es geht. Wir haben sogar eine Wäscherei gefunden und konnten mal die Bettwäsche waschen lassen. SupergefühlJ! Schläft sich wieder viel besser. Wir befahren die Ruta Romantica, was soviel heisst wie den Schwarzwald besuchen. Auch in den Dörfern, die sehr touristisch sind steht alles im Zeichen von Kuckucksuhr, Riegelhaus und Schokolade. Wir als Schweizer besuchen eine Schoggiproduktion, wie früher, alles wird von Hand gemacht, sogar jede einzelne Pralinenfüllung wird abgewogen. Die Schoggimandeln schmecken hervorragend. Ob wir den anstehenden Besuch des Nationalparks Aparados de Serra durchführen können wissen wir noch nicht, da es weiter regnet und auf 830 müM doch recht frisch ist.